Dienstag, 31. Juli 2007

Naomi - Aquarium

"Aquarium" ist das dritte Album von Naomi aus Berlin. Und es ist ihr bestes - poppiger denn je und so eingängig wie aufregend. Schon die Vorläufer „Everyone Loves You“ (2002) und „Pappelallee“ (2004) ernteten begeisterte Rezensionen: Die Süddeutsche Zeitung bescheinigte Naomi eine „perfekte Balance zwischen bittersüßen Harmonien und entspannten Rhythmen, wie man sie sonst nur von Air oder den Pet Shop Boys kennt“; der Kulturspiegel schwärmte vom „eleganten, verträumten, aber immer auch modernen Elektro-Pop“; der Rolling Stone vergab vier Sterne - Prädikat "formidabel" also. Aber wer es mit seinen Songs weltweit auf über 70 Compilations geschafft hat, muss ja was Besonderes haben. Jetzt also „Aquarium“. So atmosphärisch dicht, wie man es von Naomi kennt, doch mit ganz neuen Mitteln. Das Duo verzichtet diesmal fast völlig auf die Klanglandschaften von früher, auf tragende Samples, Echoschleifen, flächige Sounds. Stattdessen: reduzierte bis minimale Arrangements, Gitarren und E-Piano, Mellotron und sparsame Synthesizer über trockenen, Hiphop-beeinflussten Beats. Und keine Instrumentals mehr, sondern Songs. Meist klassisch strukturiert und fast durchweg Single-tauglich, allen voran die erste Auskopplung "Another Bite Of The Apple". Was sich auf "Pappelallee" schon andeutete, erblüht hier in Albumlänge: Bernd Lechler und Nico Tobias sind fulminante Songwriter, und auf "Aquarium" entsteigen sie der "Downbeat"-Schublade endgültig. Wohltuende Songs sind das. So plakativ wie tiefgründig, so kantig wie emotional, und trotz verquerer Momente bringen sie die Welt ins Reine. Dieser Spagat gelingt Naomi durch einen eigenwilligen Mix aus strahlenden Melodien und relaxtem Understatement, aus großen Emotionen und lakonischen Details. Dazu Texte, die einen erwischen, Protagonisten, die man aus dem Spiegel kennt. Der Verlassene in „Perfect Day In Hell“, der seiner Liebe einen hilflosen Brief aus der Gefühlswüste schreibt, oder der Tagträumer in „Personal Big Bang“, der vor lauter großen Plänen untätig sitzen bleibt. Wobei "Needle On The Record" oder "How Many Loves" klarstellen: Man kann zu Verwirrung auch tanzen.

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